Swjatogor (1938)

Nikolaj Roerich hat den apokalyptischen Großbrand des Zweiten Weltkriegs, aber auch die Rolle der Sowjetunion in diesem Krieg vorhergesehen. Mit seinen Gemälden versuchte er, seine Zeitgenossen vor unüberlegten und böswilligen Handlungen zu warnen, die zu schicksalhaften Folgen führen konnten.
Kurz vor und während des Großen Vaterländischen Krieges (vom 22. Juni 1941 bis zum 9. Mai 1945) erschafft Nikolaj Roerich die Gemälde, auf denen dieser Krieg und seine Geschichte deutlich dargestellt sind. In diesen Bildern zeigt der Maler die herausragenden Züge des russischen nationalen Charakters: Mut, Tapferkeit, Güte und Selbstaufopferung.
Sagengestalten sind in den Bildern neben konkreten Persönlichkeiten der russischen Geschichte dargestellt, reale Sujets stehen neben symbolischen Motiven. In den Gestalten der Volkshelden, der Recken und der Kämpfer sieht Roerich die Macht und die Stütze sowohl im friedlichen Alltag als auch in den kommenden Schlachten.
Der weise Recke Swjatogor, Jahrtausende schlafend und aufgewacht in der Notlage des Vaterlandes. Unter den verschneiten Berggipfeln, die von den Strahlen der untergehenden Sonne beleuchtet sind, erhebt sich, auf einem kräftigen Ross, ein gestrenger graubärtiger Patriarch in voller Kriegsrüstung, in Kettenpanzer und Helm, den strengen Blick in die Ferne gerichtet. „In welchen Bergen lebte Swjatogor?“, fragt sich Nikolaj Roerich. In den heiligen Bergen, so bezeugt eine Sage.
Höher als die Wolken, in die gleiche Höhe mit den Berggipfeln ist Swjatogor hinaufgestiegen, die personifizierte schreckliche Kraft. Mit seinem gesamten Ausdruck sagte er: „Nicht anfassen!“ Ihn wiederholt auch Nikolaj Roerich, die potenziellen Aggressoren warnend: „Jeder, der gegen das russische Volk zu Felde zieht, wird es bis ins Mark spüren. Dies ist keine Drohung, doch so hat es die tausendjährige Geschichte der Völker gezeigt“. (Roerich N. „Nicht anfassen“ // Aus seinem literarischen Nachlass)