Sergius von Radonesh (ca. 1321 – 1391) ist einer der bedeutendsten russischen Heiligen, Begründer des Dreifaltigkeitsklosters (Sergiev Posad, ehem. Sagorsk), volkstümlicher Lehrer und Vater des nordrussischen Mönchswesens.
Er setzte sich mit allen Mitteln für ein ethisches Aufblühen des Rus ein, und so verbreitete er dessen Kräfte zur Befreiung aus dem mongolisch-tatarischen Joch und segnete den Moskauer Fürsten Dmitrij Donskoj für die Schlacht zu Kulikovo.
„Wie schwer auch immer das russische Herz sein mag, wo immer es auch die Lösung der Wahrheit sucht: der Name des Heiligen Sergius von Radonesh bleibt stets eine Zuflucht, auf die sich der Geist des Volkes stützen kann“, schrieb Nikolaj Roerich. „… Wie ein Zufluchtsort beschützt er das Volksbewusstsein in schweren Minuten der Kreuzwege der Welt. Der Name des Heiligen Sergius verblasst nicht in seinem Wesen, er verblasst nicht zwischen den vielen anderen Namen. Er ist der Schatz des Volksgeistes, von Alters bis in die heutige Zeit. Wenn nötig, wendet sich das Volk erneut an den Fürsprecher seines Wesens“. (Roerich N., Flammende Festung, S. 11-152).
Das Gemälde Roerichs ist äußerlich sehr einfach und bescheiden, aber alles in ihm ist mit großem symbolischem Sinn ausgeführt, so wie auch das Leben des Heiligen Sergius war. Das Farbspektrum des Werkes mit seiner Himmelbläue und Schneeweiße entspricht der geistigen Klarheit und ethischen Reinheit des Ehrwürdigen.
Der Künstler stellt eine durch seine Schönheit faszinierende Anhöhe im dichten Wald mit Namen Makovitsa, unweit von Radonesh, dar. Im Vordergrund ist ein kräftiger Mönch dargestellt, der ruhig und konzentriert mit einer Axt arbeitet. Als ein solcher Arbeiter ist er im Volksgedächtnis bekannt. Daneben ist eine von ihm gebaute Kapelle und ein seine Arbeit beobachtender Bär zu sehen.
In der Legende des Mönches ist dieses Aufeinandertreffen wie folgt beschrieben: „Einst erblickte der Diener des Herrn vor seiner Hütte einen großen Bären. Als er feststellte, dass dieser weniger grimmig als hungrig war, erbarmte er sich des wilden Tieres: Er ging in seine Hütte, nahm dort ein Stück Brot und bot dem Bären dieses karge Mahl auf einem Holzblock an. Dem Tier gefiel diese Gastfreundschaft des Einsiedlers und häufig, wenn es zur Hütte kam, wartete es auf die gewohnte Bewirtung und betrachtete den Glaubenskämpfer mit Zutrauen.“
„Sergius, Erbauer der Gemeinschaft, verbot seinen Mitbrüdern die Annahme von Almosen. Nahrung und Kleidung durfte ausschließlich gegen Arbeitsleistung angenommen werden. Hungrig bot er auch selbst seine Arbeitskraft an. Der Aufbau der Gemeinschaft und Aufklärung waren die einzigen Aufgaben dieses beeindruckenden Mannes. Die Ablehnung des Amtes als Metropolit und des Tragens von Edelmetallen waren in seinem Leben natürliche Taten ohne jegliche Selbstdarstellung. Die Unermüdlichkeit bei der Arbeit; Auswahl junger, unbekannter Mitbrüder; Einfachheit nach oben wie nach unten. Absage an persönliches Eigentum nicht auf Geheiß, sondern im Bewusstsein der Schädlichkeit dieses Begriffs. In der Liste der Erbauer der Gemeinschaft nimmt Sergius einen großen Platz ein“. (Roerich N., Altaj-Himalaya. S. 87)