„Die ewige Mutter“. Mittlerer Teil des Triptychons „Jeanne dˊArc“ (1931)

Manchmal verwendet Nikolaj Roerich für seine Darstellungen bekannte Meisterwerke der weltweiten Kunst. Für das Triptychon „Jeanne dˊArc“ (1931) wählte er als Grundlage der zentralen Komposition „Die ewige Mutter“ das berühmte Buntglasfenster der Kathedrale Notre-Dame von Chartres (1150). Hier finden sich dieselben satten blauen und roten Töne. Der Maler hat sich lediglich erlaubt, die Zeichnung der Krone der Gottesmutter zu verändern, indem er sie um drei rote Kreise, die das Zeichen des Friedensbanners bilden, ergänzte.
„… Es gibt viele Namen und Begriffe, die wie Edelsteine glänzen. Mit ihnen werden die Seelen erprobt. Durch sie öffnen sich die Herze. Vor ihnen erzittert die Finsternis, mit ihnen werden große Taten gefestigt.“
„Die Heilige Teresa, die Heilige Katherina, die Heilige Jeanne dˊArc, der Heilige Nikolaus, der Heilige Sergius, der Heilige Franziskus von Assisi, Thomas von Kempen. Ein Kreis von Sieben Berühmten, von Sieben großen Boten, großen Lehrern, großen Friedensstiftern, großen Erbauern und großen Richtern. In ihnen ist wahrhaftig der große Weg auf Erden dargestellt. Sie arbeiteten unermüdlich. Sie waren hier, hier auf dieser der Erde, sie trafen auf dieselben Hindernisse, dieselbe Unwissenheit, den Aberglauben und die Ungeduld. Mit ihrer hellen Erkenntnis besiegten sie die Finsternis; sie kannten das ewige Gesetz, dass wir etwas bekommen, wenn wir geben. In diesem Bewusstsein, in diesem kreativen Schaffen wurden sie zu wahrhaften Leuchtgestalten. …Leuchtgestalt ist keine Abstraktion, denn nichts ist abstrakt, es ist der wahrhafte Ausdruck schönen weisen Handelns.“ (N. Roerich)
„So bewahrt jedes Land in seinem Herz die Namen, die es zum Licht führen. Wenn wir uns nach Frankreich wenden, so treffen wir uns in den bewegendsten Momenten mit der heldenhaften Gestalt der Jeanne dˊArc. Gleich welcher Ansichten und egal welchen Alters, in der Stunde der Notwendigkeit weiß das Volk, wer der Verfechter seiner Interessen ist.
So fest wie Jeanne dˊArc ihre großen Taten ausführte, so unverrückbar bewahrt das Volk ihren Namen, und in Ehrung ihres Gedenkens prägt sich immer größeres Bewusstsein und tiefe Verehrung aus. Dabei ist diese Verehrung ganz und gar nicht nur kirchlich. Sogar das unerfahrene Auge sieht in der Figur der Heiligen Persönlichkeit eine Trägerin, eine Wortführerin des heiligen Bewusstseins eines Volkes. Und welch wohltätiger heldenhafter Traum hat sich zur Schafhirtin herabbewegt und hat ihr die Hirtschaft über das Volk eines wunderschönen Landes vorhergesagt!“ (N. Roerich. Briefe nach Amerika).