Der Letzte Engel (1912)

Bereits im Jahr 1912 begann Nikolaj Roerich seine bedeutendste malerische Serie. Er nannte sie die Vorkriegs- oder Prophetische Serie. Hierzu gehören neben „Der Bote“, „Die verurteilte Stadt“, „Der Feuerschein“ und „Das Schwert des Mutes“ auch „Der letzte Engel“. Alle verwendeten Sujets stammen aus der Bibel und der Volksgeschichte und kündigten die praktisch unvermeidlichen Zerstörungen und Leiden an.
Der Maler hatte die einzigartige Fähigkeit zu analysieren und vorauszuahnen, wohin sich diese oder jene soziale Kraft, die damals vorherrschte, wenden wird. Nach Überzeugung von Historikern entstanden die Bilder in denjenigen Momenten, als man die kommenden sozialen Katastrophen noch für unmöglich hielt.
Wir sehen einen Engel, der vom Himmel auf die brennende Erde herabsteigt. In seinen Händen hält er einen Speer, dessen Spitze zum Himmel gerichtet ist, sowie einen Schild. Der Himmel ist fast vollständig hinter den Wolken verborgen, auf der Erde kann man einen bläulichen Fluss und ein vom Feuer unberührtes smaragdgrünes Feld mit Blumen, betrachten.
Dieses Sujet des Bildes ist der Bibel entnommen. Der letzte Engel übt die Vergeltung aus für die Sünden und die geistige Anspruchslosigkeit, bringt aber auch den Anfang eines erneuerten Lebens. Gleichzeitig jedoch ist es eine Warnung vor den zahlreichen Katastrophen, die unvermeidlich geschehen werden, wenn die Menschheit nicht auf dem richtigen Weg gehen wird.