Alexander Newskij (1942)

Das Bild „Der Russische Krieg (Alexander Newskij)“ ist in seiner Schönheit, den hellen Farben und den deutlich umrissenen Linien bemerkenswert. Die Natur bewahrt die Spuren der grausamen Schlacht. Im Schnee, in den tiefen Schatten, liegen die verletzten Feinde – die deutschen Ritter.
Im Glanz des Lichtes steigt Fürst Alexander Newskij, sein Pferd am Zügel haltend, das steile und verschneite Ufer des Peipus-Sees herab, das von den Körpern der besiegten Feinde, den Leichen der Pferde und den Waffen übersät ist. Die am Himmel hängenden feurigen Wolken sind einer züngelnden Flamme gleich, die die Emanationen des Bösen, des Zorns und der Wut verbrennen, welche den Raum über dem Schlachtfeld ausfüllen.
Das Bild ist aber gleichzeitig wie eine Warnung, die in den grausamen Wörtern des Heerführers gefasst ist: „Wer mit dem Schwert zu uns kommt – der wird auch durch das Schwert sterben“. Gleichzeitig wird das Bild wie die vollendete Tatsache einer vorhergesagten unabwendbaren Vergeltung wahrgenommen.
Aber Alexander Newskij ist nicht in der stolzen Pose eines Siegers dargestellt. Die Schlacht ist beendet. Es ist Stille eingetreten. Der Fürst hat den Kopf gesenkt und blickt auf den vor ihm liegenden gefallenen Krieger. Offensichtlich ist es ebenfalls ein Fürst oder ein Heerführer, wovon sein roter Umhang zeugt. Das Profil des Gefallenen ist deutlich vor dem Hintergrund des Sonnenunterganges dargestellt. Hinter Fürst Alexander sind alle stehengeblieben und in stiller Trauer. Der Maler hat nicht die Feier des Siegers für sein Bild ausgewählt, sondern einen Moment brüderlicher Trauer und des Mitleids mit den in der schweren Schlacht Gefallenen. Es war die Voraussage großer Verluste der russischen Soldaten im Zweiten Weltkrieg.
Der Maler hat, indem er das Bild „Alexander Newskij“ den Militärheldentaten der sowjetischen Menschen widmete, aber auch im Glauben an die unbesiegbare Kraft des Volksgeistes, einen Schlüsselmoment der russischen Geschichte dargestellt, der damals vor sieben Jahrhunderten geschah. Im April 1242 hat Alexander erkannt, dass gegen ihn die deutsche Armee gerichtet ist, an deren Spitze der Magister des Livländischen Kreuzritterordens stand. Alexander Newskij ist ihm mit der Landwehr entgegengetreten und hat sich dem Feind am Felsen der Krähenstein am Ufer des Peipus-Sees gestellt. In der blutigen Schlacht, die den Titel „Die Eisschlacht“ bekam, wurden die Kreuzritter geschlagen und flohen. Viele von ihnen sind im See ertrunken, als sie im brechenden Eis einbrachen.
„… Russische Siege waren im Westen aus historischen Aufzeichnungen ausgeschlossen,“ schreibt Nikolaj Roerich. „Und wenn es schon unmöglich war, die Erfolge und den Aufbau des russischen Volkes nicht zu erwähnen, so wurde dies meist im Flüsterton mit abfälligen Äußerungen getan. Auch darüber bleiben unauslöschliche Erinnerungen… Darüber könnte man eine lehrreiche historische Forschungsarbeit schreiben. In ihr wird darüber berichtet werden, wie das russische Volk nicht nur zu leiden vermochte, sondern auch wusste, wie man mit schwerer Arbeit eine gute Zukunft für seine große Heimat aufbaut und gestaltet.“ (Roerich N. „Die Blätter des Tagebuches“. Bd. 2. S. 322.)