Und Wir Öffnen Die Pforten (1922)

Die Serie „Sancta“ (1922) von Nikolaj Roerich besteht aus sechs Bildern. Zu ihr gehören die Bilder „Und Wir Sehen“, „Und Wir bringen das Licht“, „Und Wir Arbeiten“, „Und Wir setzen den Fang fort“, „Und Wir fürchten uns nicht“ sowie „Und Wir öffnen die Pforten“. Diese Suite hat Nikolaj Roerich im Laufe eines Jahres während seines Aufenthaltes in Amerika geschaffen. Sie ist einem einzigen Thema gewidmet: dem großartigen Russland.
In diesen Bildern hat Roerich die seinem Herzen nahe heimatliche Natur und altrussische Architektur meisterhaft widergespiegelt. In ihrem Hintergrund kreisen die Szenen aus dem Leben der russischen Glaubensverkünder.
Auf dem Bild „Und Wir öffnen die Pforten“ sehen wir einen Mönch, der ein Bogentor öffnet, hinter dem der Weg liegt, der zu einem altrussischen Kloster führt. Durch das geöffnete Tor sind die welligen Hügel, der gewundene Fluss sichtbar – eine Landschaft, die so charakteristisch für die nordrussische Natur ist. Auf einem der Hügel steht eine Kapelle.
Nach Nikolaj Roerichs Worten symbolisieren diese geöffneten Tore eine Welt, „in der ewige Schönheit wohnt und in der der Gedanke ein zukünftiges glückliches Leben erschafft“ (Roerich N. Blätter des Tagebuchs, Bd. 2, Moskau 1995, S. 189). Freier Wille und neues Bewusstsein sind die Bedingungen für den Eintritt, da gesagt wird, dass man „mit dem alten Bewusstsein nicht durch die Pforten der Neuen Welt gehen kann, so wie man ohne Flügel nicht fliegen kann“. Und nur durch das persönliche Streben nach einer Neuen Welt kann sich der Mensch auf dieses helle Ziel zubewegen und die ihn ständig störenden und behindernden Umstände sowie den Widerstand des vergänglichen Menschen in sich selbst überwinden.
Nikolaj Roerich schrieb in diesem Zusammenhang im Artikel „Geöffnete Pforten“: „Niemand und Nichts können den Menschen seines Strebens nach einer hellen Zukunft, hin zu den geöffneten Pforten des Lichtes, berauben.“(N. Roerich. Blätter des Tagebuches, Bd. 1, Moskau 1995, S. 59)