Mutter der Welt (1924)

Das Bild der Mutter der Welt verbindet in sich verschiedene christliche Ikonographien sowie Einflüsse östlicher Religionen. In der ganzen Welt wird sie in verschiedenen Erscheinungen verehrt: als Königin des Himmels, als Madonna, als Göttin Kali, als Guanyin, Kannon, Ištar, Miriam, Weiße Tara…
Nikolaj Roerich schrieb in der „Flammenden Festung“: „Im Osten und im Westen existiert die Gestalt von der Mutter der Welt, und diese erhabene Erscheinung erfährt überall tiefe Verehrung. Ihr erhabenes Antlitz ist häufig verdeckt. Erscheint nicht das gleiche Antlitz der Mutter der Welt Aller unter den Falten dieses durch Vierecke der Vollkommenheit leuchtenden Überwurfs?!“
Das Gemälde „Die Mutter der Welt“ beeindruckt den Betrachter durch seine Leuchtkraft. Es wurde gemalt, als wäre Roerich den Worten P. Florenski gefolgt: „Als ob irgendein Stoff, als ob irgendein Körper aus feinsten Lichtstrahlen in den Tiefgründen der Schöpfung gewebt wird.“ (Florenski P.A. „Grundpfeiler und Begründung der Wahrheit“)
Tatsächlich scheint die Gestalt der Mutter der Welt wie aus reinstem leuchtendem Garn gewoben. Hier folgt Nikolaj Roerich den allgemeinen Vorstellungen vieler Völker, „die die Schönheit der Mutter der Welt – dieser lichtbringenden Mutter – bereits erfassten.“ (N. Roerich „Altai-Himalaya“)
Um ihre Gestalt herum schimmert die Aura in Form von zwei strahlenden Kreisen. Der äußere Kreis, der von einem Ring umrandet ist, ist mit purpurnem Funkeln übersät. Leuchtende sphärische Wellen und Strahlen – alles scheint aufzuleben und zu vibrieren, mit ihrem Atem den ganzen Weltraum erfüllend.
Der Kopf und das Gesicht der Mutter der Welt sind mit einem dichten Stoff bedeckt, nur ihr Kinn ist zu sehen. Der blaue Umhang ist mit einem Muster aus Quadraten mit weißen Kanten verziert. Ihre linke Hand ruht in Meditation. Die Rechte zeigt auf die Drei Magier (Drei Könige) des Sternbildes Orion. Auf der anderen Seite ist das Sternbild der Sieben Greise (der Große Bär) zu sehen. In einem Aufsatz erläutert der Maler: „Zwischen den beiden strebt unaufhaltsam der Morgenstern, der heilige Wohnort der Mutter der Welt, zur Erde.“ (Roerich N. „Die Blumen Morias. Die Wege des Segens. Das Herz Asiens“)
Dieses Gemälde weist unter Anderem auf die Rolle der Frau in der Gesellschaft für die Zukunft der Menschheit und ihrer Kultur hin.