Madonna Laboris (1936)

Das Gemälde „Madonna Laboris (Die Mühen der Madonna)“ widmete Nikolaj Roerich der Madonna, die mit ihrem Mitleid die Menschen sogar aus dem Feuer der Hölle rettet. Dieses Gemälde existiert in zwei Varianten.
Das Gemälde scheint auf einer Geschichte aus einem altertümlichen christlichen Apokryph über das himmlische Paradies zu basieren, die Nikolaj Roerich in einem seiner Essays erzählt: Seine Mauern sind hoch, und der Weg dorthin führt ausschließlich über die Pforten des Paradieses. Apostel Petrus, der Bewacher des Himmelreiches, war besorgt und beklagte sich beim Herrn: „Den ganzen Tag bewache ich die Tore, niemanden lasse ich hinein. Und doch gibt es an jedem Morgen neue Menschen im Paradies.“ Und Gott sprach: „Lass uns, Petrus, diese Nacht gemeinsam wachen.“
So gingen sie zur Nachtwache und sahen, wie die Heilige Gottesmutter ihren schneeweißen Schal über die Mauern des Paradieses herunterhängen ließ und mit diesem einige Seelen aufnahm. Darauf wurde Petrus eifersüchtig und wollte einschreiten. Gott jedoch flüsterte: „Still! Störe nicht!“
Grenzenlos ist die Geduld der Mutter, groß ist ihr Mitgefühl. Wie lange wartet sie auf jene Stunde, in der ihre Kinder alle Bewährungsprüfungen überstehen und in der Lage sind, ihre Hilfe anzunehmen!
Mit diesem Gemälde zeigt Nikolaj Roerich sozusagen, mit welch großer Freude die Menschen der Gedanke daran erfüllen muss, dass sie nicht einsam sind, dass „die, die dort sind, uns lieben“, dass deren Mitleid groß ist, und deren Herzen immer bereit sind zu helfen.
(N. Roerich: Das Reich des Lichts. Die Heilige Wacht. Riga, 1992, S. 34-35.)